Kenne ich nicht. Hatte ich nie. Wo ich bin, ist vorne. Und wenn nicht, ändere ich einfach die Richtung. Es war immer so und wird sich auch nie ändern. Dachte ich.
Was ich bis hierhin begriffen habe und begreifen musste ist, dass dieses Leben einfach nicht planbar ist. Jeden noch so guten Plan durchkreuzt: Genau, das Leben! Was aber in meinem Fall nicht wirklich schlimm war. Seit gut 40 Jahren laufe ich allein durch diese Welt. Früh beide Eltern verloren. Ratschlag oder gar Rückhalt war dadurch nicht gegeben oder wenn, dann teuer erkauft. Das machte mir nichts. Aus jedem Fehler lernte ich. Und 1000 Fehler sind, so blöd es sich anhört, tausend kostenlose Lehrstunden. Das Beispiel der Herdplatte fällt mir dabei ein. Einmal auf das heiße Eisen gefasst – das machste nie wieder. Das brennt sich im wahrsten Sinne ein.
Der Sinn - die Sinne
In vielen Fällen geht es nur um die Sinne. Schmerz – teilweise auch Verlust, kann fast jeder, der einigermaßen rational gepolt ist, verarbeiten. Was aber ist mit Gefühlen? Mit dem Bauch, mit dem Vertrauen, mit dem sogenannten „ach – passt schon“. Wie vereint man das mit dem rationalen Teil des Gehirns, der Psyche und dem Elefantengedächtnis. Nach gut einem halben Leben der Fehlersuche, der Irrtums, des am Boden Liegens und immer wieder Aufstehens?
„Irgendwann ist mal Schicht im Schacht“
Das höre ich meinen Vater pausenlos bei diesen Zeilen sagen. Gleichzeitig verfällt er aber auch in einen Kanon: „Aufgeben widerspricht der Aufgabe!“ Und selbst nach 40 Jahren „try & error“ kenne ich die Antworten nicht. Ich habe ein neues Jobangebot. Genau meins. Neu – elektrisierend – spannend – herausfordernd. All das, was ich immer schon wollte, in einer Wundertüte. Nun aber bin ich 60 Jahre alt. Mein Körper ist nicht mehr so belastbar. Mein Geist und damit Können ist aber weit besser, als ich es jemals war. Packe ich es trotzdem noch? „Aufgeben widerspricht der Aufgabe!“ rezitiert mein Vater Minute um Minute in meinem Kopf.
„Dad – echt jetzt. Du hast doch keine Ahnung! Da hängt unheimlich viel dran. Mein gesamtes Leben wird mal wieder auf links gedreht. Nichts wird mehr so sein, wie es mal war. Alles – gänzlich alles wird sich ändern. Alles! Und ich bin nicht allein – ich habe Verantwortung. Und bin heute älter, als Du es geworden bist.“
In einer ruhigen Minute – ich streichelte grad mein Motorrad für den ersten Gig im Frühjahr – meldete sich mein Vater:
„Egal, was dir bisher passiert ist. Du hast immer einen Weg gefunden. Ausnahmslos. Was sollte jetzt anders werden? Verantwortung hast Du nur für dich allein. Wenn du es unbedingt willst, geht es auch allen anderen gut. Egal, ob Du es schaffst. Du hast es immerhin probiert. Und genau das können nur Wenige von sich behaupten!“
Danke Dad (R.I.P.)