My Nemesis
Mutter
An sich ist es unnütz, ein gesamtes Kapitel über meine Mutter zu verfassen. Diese selbsternannte „Königin von Saba“ ist wahrlich keiner Zeile wert. Zu voll mit Koks, zu bipolar, zu hart. Heute ertappe ich mich aber einmal mehr, mich selbst als „gelernten Rattenfänger“ zu titulieren. Und dieser Psycho aus Hameln hatte nicht das Geringste mit mir gemein. So dachte ich zumindest, bevor ich heute erstmals in die Klapse ging …
Meine grandiose Kindheit hatte ich schon erwähnt. Nichts fiel mir schwer und alles wurde mir in den Arsch geschoben oder in den Schoß gelegt. Ein Überflieger in den Wirren von Geest und Marsch der Niederungen des meerumschlungenen Schleswig-Holsteins.
Dieses Bild in meinem Kopf vergeht einfach nicht. So sehr ich es versuche – es geht nicht weg. Meine Mutter langgestreckt auf einem Chaiselongue. Einer billigen Couch in unserem damaligen Wohnzimmer meines Elternhauses. Ich kam vom Fußballtraining heim. Ca. 11 Jahre alt. Dreckig, abgekämpft, durstig. Meine Mutter fläzte auf dieser schäbigen Couch. Wie immer, wenn ich nach dem Training nach Hause kam. Blonde lange Haare, die nun offen und wirr um ihren Kopf lagen. Eine weiße Bluse, die ob deren Durchsichtigkeit den Busen zeigte, an dem ich mich als Baby nur spärlich laben durfte. Für mein heutiges Verständnis eine perfekte MILF. Knapp die 50 Jahre überschritten und ein Viech von einer Frau. Die schlanke Taille endete in einem knappen Leder-Rock in Bordeaux. Unter dem kurzen Rock erschienen lange Beine. In rauchfarbenen Strümpfen mit Naht gebettet. Ihre Füße steckten in farblich zum Rock passenden hohen High-Heels. Warum immer noch die Schuhe an. Du liegst doch auf der Couch …. ?
Diese oder andere Fragen stellen, war aber nicht an mir. Im Blick hatte ich meinen Vater, um dem fordernden Blick meiner Mutter irgendwie ausweichen zu können. Welcher, sobald ich den Raum mit dieser/meiner Mutter darin betrat, völlig verblasste und sich dem Fernseher mit 3 Kanälen hingab oder plötzlich was „erledigen“ musste. Fett war er. Füllte die gesamte Couch rechts zu meiner Mutter aus. War stumm und gerade unheimlich fokussiert. Auf den Fernseher!
„Was hat dein Tag heute ergeben?“
Nichts habe ich in meiner Kindheit mehr gehasst. Diese Frage war, zumal als Kind, nicht zu beantworten. „Ich hatte Spaß mit meinen Freunden! Ich habe ein Tor geschossen! Ich habe eine 2 in Mathe“ Hatte meine Mutter nie interessiert. Ihr Credo war: „gehe mit einer Mark aus dem Haus und komme mit zwei Mark wieder nach Hause!“
Wirtschaftlich gesehen – mal ab von Steuern, Abschreibung oder Break Even – eine wirklich gute Ansage wie auch Forderung. Mein Vater war zudem gelernter Buchhalter. In einer Krankheitsphase mit Aua in der Niere saß ich in dieser Zeit tagelang neben ihm. Er wälzte unheimlich große Bücher und trug dort handschriftlich Zahlen ein. Auf diesem Tisch. Zwischen diesen beiden abgewetzten Couchen. „Wichtig ist vor allem der EK ….!“
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Meine Mutter war einfach ein Monster. Ein absolutes Monster im Verkauf. Im Sale am Kunden. Damals 1970-1990 gab es das INTERNETZ noch nicht wirklich. Alles wurde offline erledigt und wer nicht wirbt, der stirbt halt. Die selbsternannte „Königin von Saba“ hatte alles im Griff. Diverse echte Nerz- und Fuchsmäntel. Immer auf einer 12-15cm Hacke unterwegs. Beine bis zum Hals und ein Lächeln, welches jeden Kunden und jede Kundin (schon damals) vorab schon aus der Bahn geworfen hat. Schon bevor die erste Silbe ihren perfekt gestylten Mund verlassen hat.
Meine Dynastie - also meine Mutter - war im Segment DOB, Hüte aus eigener Produktion und Brautkleider unterwegs. Gelernte Schneiderin im Kriegsgebiet der Jahre 42-45 in Berlin. Mit eigener Fabrik. Im Alter von nur 21. Mit zig Angestellten. Nach Enteignung ihrer Firma durch die Nazis zum Waffenbau ist diese Furie mit nur einem Koffer über das Eis der Ostsee abgehauen. Und in Dithmarschen - am Arsch der Heide - gelandet. Hat mit meinem Vater, der auch über die Ostsee nach Russischer Gefangenschaft getürmt war, ab 1961 einen Laden hochgezogen. Der wirklich einzigartig war. Selbst Hamburger Bräute sind ins Exil nach Schleswig/Holstein gefahren (damals gab es die A23 noch nicht!), um hier entsprechend beraten zu werden. Chapeau! Man kann sich sicher vorstellen, welche Verluste/Risiken/Ängste und dadurch Zweifel am Selbstbild wie auch dem Geschäftsmodell in diesen Jahren angesagt waren.
Geht oder geht nicht!
Nicht so bei meiner Mutter. „Ab dafür“ oder auch #abgehtderfuchs. Das war meine Mutter! Tablettensüchtig. Uppers zum Hochkommen - Downers zum Schlafen können. Jederzeit für jeden ansprechbar. Für Medien mit Termin im High-Society-Outfit. Und der kleine Dirk lernte, ab dem 7.ten Lebensjahr, an ihrer Hüfte. Boh - was war die Frau. Auf Stilettos so groß. Die Kunden waren damals höchst erfreut, dass die kleine „Tochter“ die Kasse bediente. Drauf geschissen. Ich hatte halt schon damals lange blonde Haare bis zur Hüfte. 😊 Es muss so 1979 gewesen sein. Meine Mutter wollte unbedingt an die Peripherie. An den damals größten Marktplatz Deutschlands (https://bit.ly/2T7OtjC
Gesagt - Getan. So war meine Mutter! Einen Laden gefunden inkl. Regalen und PiPaPo für den Offline-Abverkauf. Es war ihr völlig egal, dass Visavis eines der damalig größten Kaufhäuser Dithmarschens die Pforten offen hatte. EGAL! „Ich bin die Königin von Saba!“
Es war ein Freitag - ich weiß es heute noch! Ich hatte Training und mein Vater holte mich ab. Was er sonst nie tat. Wir hatten einen Termin in der Stadt. Meine Mutter saß im Auto und ihr Hut sprengte den gesamten Vordersitz. Was für ein Teil. Naturgemäß weiß ich als Kind nicht, worum es eigentlich geht. Aber es musste wichtig sein. Die gesamte Fahrt wurde kein Wort gesprochen. Ich versuchte kurz, meine Erfolge beim Training anzubringen - Eisesstille! Auf dem Marktplatz angekommen, dem Laden gegenüber, stieg mein Vater aus, um meiner Mutter die Tür zu öffnen. Ich merkte instinktiv, wie groß und aufrecht meine Mutter über die Straße schritt. Sie ging nicht - sie schwebte! Der Inhaber empfing uns und ich habe den Wortlaut noch heute in den Ohren: "10.000 DM für alle Regale, die hier noch sind!"
Meine Mutter schaute ihn an und sagte - mit einer Eiseskälte: „Reis raus den Schmutz - ich brauch den Kram nicht!" Mein Vater versuchte zu vermitteln: „Die ganze Werbung - wir machen Montag auf - wohin mit der Ware? Was soll werden?" Meine Mutter würdigte meinen Vater und auch den EX-Inhaber nicht eines Blickes und dreht sich auf dem 15cm-Absatz einfach um: "Reiß raus den Mist!" …. Und ging!
Ich habe meine Mutter von diesem Freitag bis zum kommenden Mittwoch nicht mehr gesehen. Sie hatte, natürlich, am kommenden Montag eröffnet. Aus Pappkartons vom Boden aus! An einem Mittwochabend (ich hatte mal kein Training) kam sie durch die Tür. Ein Kleid mit unendlich vielen Taschen. Schaufelte die DM-Scheine aus dem Mantel, dem Kleid, der Unterhose und dem Karton, den Sie unter dem Arm trug. Brach im Flur zusammen und kotzte sich die Seele aus dem Leib!
Meine Eltern waren eine eingeschworene Gemeinschaft. Sicherlich nicht das, was man unter „Liebe“ versteht - aber es funktionierte! Meine Mom war das Flaggschiff, der Eisbrecher, die (DER) Wölfin unter Wölfen. Mein Dad war „nur“ der Strippenzieher im Hintergrund, der als Buchhalter dafür sorgte, dass alles irgendwie rund lief. Ich sehe ihn noch im Schneidersitz unter seinen Rosenranken zupfen, während meine Mutter mal wieder den Deal der Dekade einfädelte und das damalige Telefon mit Wählscheibe klingelte. Ja - wir hatten eine 70m lange analoge Leitung in den Garten und mein Dad schleppte dieses f*****g grüne Telefon überall mit hin. Es gab ja noch keine Handys. nicht Mein Dad starb 1983 (R.I.P.) Mit 66 Jahren. Einfach so, während er die Sesamstraße im Vorabendprogramm sah. Umgefallen und eingeschlafen. Wenn schon tot, ist das nicht die schlechteste Art! Er war dick. Er hatte gesoffen und 50-70 Zigaretten am Tag geraucht. Alles hatte er sich ab 65 Jahre verkniffen. Keine Freude, kein Spaß und keine Drogen. Und beißt nicht ganz 9 Monate später bei der Sesamstraße die Backen zusammen. Wollt Ihr mich verarschen?
Ich war noch in der Ausbildung zum Polizisten in Hamburg als ich es erfuhr. 108km mit dem Moped in 48min absolviert. Landstraße! Es gab noch keine Autobahn nach f*****g Heide/Holstein. Ich hatte während der Fahrt nur Bilder und Sprüche von meinem Dad im Kopf. Völlig Schizo – ich weiß! Der Mann ist tot – weg – gone! Da ist nichts mehr, was Du kitten kannst. Aber er war eben mein Leuchtturm in der Dunkelheit. Wie oft hat er im Direktor-Zimmer der Fakultät gesessen und einfach nur gefragt: „Was genau werfen Sie meinem Sohn vor?“ Dann wurde ich, als völliger Auswurf der damaligen geltenden Pro-Evolution, in diesen Raum mit dem Präsi und den Sekundären dieser „Elite“-Fakultät f*****g SH geschickt. Und dieser geile Vater sagt; O-Ton: „Er ist besonders – wenn auch anders! Wenn das Euer Anspruch ist, etwas Besonders zu verlieren? Wo genau soll ich meine Kreuze setzen?“
Harter Aufprall
Tja – mein Vater war nun tot. Egal, wie man es damals, im jugendlichen Alter, glorifizierte: er war tot! Der Inbegriff meines Seins. Weg! Und ich war nun Polizist. Zwar nur in der Ausbildung. Aber immerhin zum erlauchten Stand des gemeinen Polizisten! Ich hatte immer noch keine Verbindung zur „Königin von Saba“. War aber da! Meine Mutter litt. Zwischen Schüben von Tabletten war sie teilweise ansprechbar …. dann stritten wir uns. Bis auf´s Messer. Im wahrsten Sinne des Wortes. Es flogen keine Teller wie in normalen Familien. Es flogen Messer aus dem Fleischblock. (The Clash: should i stay or should i go). Das Begräbnis von meinem Vater war der Hype: gefühlt kam die gesamte Kleinstadt mit 30k Einwohnern auf den Friedhof. Passte meiner „Königin von Saba“ natürlich nicht. SIE WAR DIE NUMMERO UNO! Im roten, bodenlangem Brokat-Mantel mit passendem 2qm-Kopfschmuck, nahm Sie gefasst sämtliche Konsultationen an. Daheim aber arbeitete derweil eine Entsorgungsfirma in meinem Kinderzimmer. Mein gesamtes bisheriges Leben wurde, während der Zeremonie der Bestattung meines Vaters, in einen Container entsorgt. Alle Zeugnisse, alle Pokale, Medaillen. Erinnerungen vom Eisprung bis zum damaligen Tag. In einem Container. Inkl. meiner Carrera-Bahn, welche ich mit meinem Vater auf dem Dachboden über 25m installiert hatte. 4-spurig!
Burn – Motherfucker – Burn
Schlechter Film? Ich weiß. Dummerweise war ich der Hauptdarsteller! Stell Dir einfach nur vor: im Garten deines Elternhausee. Unter den Rosen, die dein Vater gezüchtet hat. Dort steht ein Container mit deinem gesamten Leben in Memorabilien. Und deine leibhaftige Mutter lächelt dich an und sagt: „Kündige in Hamburg und bleib hier. Oder ich fackelt den gesamten shit ab!“ 3 Stunden nach Beerdigung deines Vaters? Sie hat das Zippo reingeworfen! Mag für viele unter uns nicht entscheidend sein. Für mich war es knapp ein Jahrzehnt Entsagung, Zeit und brotherhood mit meinem Vater! Einfach gone in einer Feuerhölle --- und meine Mutter lachte wie irre!
Ich bin wortlos gegangen und habe eine, zumindest für meine Begriffe, gute Karriere in Sachen Polizeibeamter hingelegt. Dazu später mehr. Noch innerhalb meiner Ausbildung kamen deutlichen Ansagen meiner Mutter in Richtung der Polizeiführung, dass ich keine Waffe führen dürfte, da ich auf Grund des Todes meines geliebten Vaters stark selbstmordgefährdet wäre. Über Wochen musste ich ins Einzelgespräch. Meine Ausbildung bei der Polizei war eh … sagen wir mal „fick dich“ behaftet. Aber ich wollte es unbedingt schaffen! Und ich mache gestern wie heute nichts zu 100%, wenn ich nicht überzeugt bin! Das alles wurde, nach Monaten mit Verhandlungen, ad akta gesetzt. Ich wurde rehabilitiert! Meine Mutter erfand daraufhin den nächsten Akt: ich hätte einen Penner in meiner Geburtsstadt abgezockt und getötet. Mehr geht nicht Mutti!. Ein Bulle – in Untersuchungshaft. In der Stadt, in der er, kraft seines Amtes, diverse wirklich üble Typen in den gleichen Knast geschickt hatte. Was für ein Spaß …
Die Farbe Lila
Auch das hatte ich überlebt. Jeden Tag im Knast den Sonnenaufgang begrüßt. Waren auch nur 6 Tage. Alles gut. Bis hierhin Kindergarten. Jeden Tag – wirklich jeden Tag war ich am Ende meines Weges. Aber Du – als Königin von Saba - packst noch einen drauf. Du warst einfach unglaublich! Eine Königin halt!
Ich hatte alles bisherige überlebt. Ich hatte meinen Job behalten. Meine damalige Traumfrau und deren Eltern zur Ehe bewogen. Hatte vor der Familie gekniet. Hatte mich erklärt. Hatte die Risiken, auch in Sachen meiner Mutter, aufgezeigt und dafür gesorgt, dass die Familie alles bezahlt!
Lila Mom: Du warst der Devil in disguise. Ich hatte meine Rede zur Hochzeit, zur Ehe mit meiner Traumfrau auf einem Zettel. Unter uns Mom: meine erste Hochzeit im zarten Alter von 22 Jahren. Deine EIER konnte ich noch nicht haben! Und Du schreitest, während den ersten Sekunden meiner Rede vor dem versammelten Publikum meiner Frau in spe, rechts an mir vorbei. Violetter Hut – violetter Lodenmantel in Leder bis zum Boden. Es wurde völlig still. Wo hast Du gewartet, um diesen Moment abzupassen? Du schreitest auf gewohnt hoher Hacke einfach nur nach vorn durch. Eine Ikone! Ich war wortlos erstarrt. Du nahmst mir mein Mikro aus den Händen. Hast mich noch nicht einmal angesehen. Nur die gut 100 Gäste im Raum und sagst: „Ich bin als Mutter mit dieser Heirat nicht einverstanden!“ Das Mikro fiel auf den Tisch und von dort auf den Boden. Du hast dich kurz gedreht und auf gleichem Weg wortlos den Raum verlassen! Es entspann sich absolute Stille. Keiner sagte ein Wort. Warum und wofür auch? Das Geräusch ihrer hohen Haken höre ich heute noch. Unter uns Mom: Dein Auftritt war meeega. Punkt! Mehr geht einfach nicht und Du hast mit nur einem Satz gezeigt was geht, wenn man(n)/Frau für etwas brennt! 6 Wochen später bist Du in deiner eigenen Scheiße jämmerlich krepiert. Völlig allein!
Mein Telefon klingelte. Unbekannte Nummer aus Büsum in Schleswig-Holstein. Ich nahm ab. Der Typ am anderen Ende meldete sich höchst eloquent. Er wäre der Freund meiner Mutter. Ich kannte den Sack aber aus glorifizierten Erzählungen meiner Mutter und einem Essen in seinem Restaurant. Ray-Ban. Auf den voluminösen Leib geschneiderter Armani Anzug. M-Klasse BMW und unsympathisch wie ein Wolf beim Verspeisen von Kadavern. Ein Erbschleicher vor dem Herrn.
Ich hatte es damals kurz gemacht. Es kam danach auch nichts mehr. Besser für ihn! Er war auch nicht anwesend, als meine Mutter beerdigt wurde. Neben meinem Vater. Der Pfaffe wollte eine große Zeremonie. Meine Mutter wäre ja ein angesehenes Mitglied der Gemeinde gewesen. Dem konnte ich nicht widersprechen. Die erste und einzige Bitch, die mit einem Ford-Cosworth durch die Straßen meiner Heimat ballerte. Zudem damals die Einzige, die auf dieses Mega-Gefährt ein Werbeschild like Vegas hatte montieren lassen: „Deine Hochzeit ist unsere Hochzeit!“ Über den Baurat alles geklärt. Das war meine Mutter! Es fiel mir schwer, dem hilflosen Pfaffen klarzumachen, das kaum einer zum Begräbnis kommen würde. „Bei ihrem Vater mussten wir den Friedhof sperren!?“ ergoss er sich in seiner Litanei. „Tut nichts zur Sache. Mein Vater war auch ein liebenswerter Mensch!“
Und es kamen wirklich nur 4 Menschen. 2 davon hatten im Laden meiner Mutter ausgeholfen. Eine Dame davon hatte mich behütet, wenn meine Mutter keine Zeit hatte. Ihre Käse-Sandwiches waren legendär. Ich hasse und hasste allerdings bis heute Käse. Aber die Frau war immer cool. Der Vierte im Bunde war der Typ Erbschleicher. Er winselte sich jedoch von dannen, während der Pfaffe im Nieselregen seinen Text verlass. Ich gab dem Kerl keine Chance. „Verpiss dich – jetzt!“ und baute mich breitbeinig im Gang zum Grab meiner Mutter auf. Der Pisser trollte sich. Der Pfaffe stockte kurz. Lass dann aber seinen Psalm weiter.
Henriette und Magda hatten mir am Grab noch ihr Beileid bekundet. Und waren dann gegangen. Der Pfaffe stand dumm rum. Es nieselte unentwegt. Der Pfaffe drängte mich, noch etwas zu sagen. Das tat ich dann auch. In diesem Moment fragte ich mich, warum die Bitch überhaupt einen Sarg bekommen hatte. Meine Halbschwester hatte nur Kohle aus dem Unternehmen rausgezogen. Hatte sich, nach dem Tod ihres Vaters (leiblich) und schon gar nicht ihrer Stiefmutter jemals gemeldet. Blut ist eben nicht dicker als Wasser. Aber ich wollte ein Begräbnis neben meinem Vater. Somit sah ich den Pfaffen an, öffnete meine Hose und verrichtete meine Notdurft auf das offene Grab meiner Mutter. „Ruhe in Frieden!“
Ich war nie wieder am Grab meiner Eltern ....