life is a game - football is serious
Da wir einen Feiertag haben. Da wir mal was Positives brauchen. Da die Sonne scheint und #Frankfurt gegen #Barcelona bestehen konnte. Da auch Verlieren zu innerer Stärke führen kann …. Einmal zum Zurücklehnen.
Prost!
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Primär hat mich der Fußball, meine Berufung, geleert, sich seiner Stärken bewusst zu sein und seine Schwächen zu kennen. In meiner aktiven Zeit wurde von einem meiner damaligen Leistungs-Trainer für mich der Begriff Mannschaftsnutte geprägt. Ich war als Spieler in nichts wirklich brillant. Jedoch konnte ich alles ein bisschen und immer über mich hinauswachsen. Damals wie heute habe ich nie aufgegeben. Selbst wenn wir hoffnungslos hinten lagen, machte ich es mir persönlich zur Aufgabe, zumindest dafür zu sorgen, dass wir nicht noch eine Bude kassieren. Ein 0:3 zur Halbzeit hieß für mich (ich hatte sehr gute Trainer!), die zweite Halbzeit bei 0:0 zu starten und mindestens 3 Tore erzielen zu müssen. Das war meine Intention.
Wie bei sicherlich jedem ambitionierten Kicker gibt es so Szenen aus der Spielzeit, die man niemals vergisst. Bei mir z.B. der Nations-Cup in den USA und mein unrühmliches Eigentor in Duisburg, als mein Vater mich mit 14 Jahren einfach hat stehen lassen. Ich musste nach Heide/Holstein trampen.
Unvergesslich bleibt allerdings ein Pokal-Fight der besonderen Art gegen Holstein Kiel. Fritz Walter Wetter über dem heiligen Geläuf. Ein Spiel bei Flutlicht. Gute 3000 Zuschauer in einem kleinen Schmuckstück von Stadion. Alles gegnerische Fans. Damals lief es noch so, dass man auch als unterklassige Mannschaft aus Bezirks- oder Landesliga in den DFB-Pokal rutschen konntest, solange man Sieger im nationalen Pokal wird. Unsere drittklassige Truppe wurde von einem völlig durchgeknallten Trainer geführt und von den Mäzenen der Stadt mittelprächtig finanziert. Bis hierhin waren wir gekommen. Nur noch 2 Spiele bis zum Finale.
Dieses Gefühl in den Katakomben beim für uns großen Holstein Kiel werde ich nie vergessen. In der Kabine lagen unsere Klamotten schon sauber am Platz. Eine riesige Tonne Gateorade stand mit Bechern mitten im Raum. Es gab Massageliegen und ein Tauchbecken. Für uns Kreisstadt-Kicker einfach der Wahnsinn. Jeder Fußballer hat ja so seinen Tick. Manche ziehen die Schuhe zunächst seitenverkehrt an. Andere hüpfen auf einem Bein aus der Kabine raus und wieder andere verbrauchen mindestens eine Rolle Tape, nur um sich zu konzentrieren. Bei mir war es seit den USA eine kleine Münze. Ein kanadischer Silberdollar, welchen wir nach dem Turnier von Eusebio erhalten hatten. Diesen klebte ich vor jedem Spiel mit Inbrunst und viel Tape auf die Innenseite meines Schienbeinschützers. Es ging raus aus der Kabine. In den Vorraum zum Stadion. Das unverkennbare Klackern der Alu-Schraubstollen auf Zement höre ich manchmal heute noch im Schlaf.
Meine Fresse, waren die groß. Die Kieler Mannschaft baute sich neben uns im Tunnel auf. Ich meine es nicht in dem Sinne, wie es jetzt rüberkommt. Aber es war – im Gegensatz zu uns Vorstadtkickern – echt die Herrenrasse. Wir quatschten noch so als Rasselbande untereinander und dann kamen diese Recken aus der Tür. Irgendwie hatten alle den gleichen Frisör. Alle von gleicher stattlicher Figur und alle … hatten die gleichen Fußballschuhe an. Ich spürte innerlich, wie meiner Mannschaft der Saft im Hals gefror. Bobo, unsere 170cm kleine Kampfkugel im Tor, bekam den Mund nicht mehr zu. Seine geliebten rosa Handschuhe versteckte er irgendwie instinktiv. Als wenn er Angst hätte, diese Hünen würden ihn gleich auslachen.
Zur Halbzeit lagen wir 1:3 hinten. In meinem Kopf war das nicht so schlecht. Hätte schlimmer kommen können und immerhin sind diese Prachtkerle verwundbar. Wir hatten zumindest 1x getroffen. Und es waren noch 45min zu spielen. Ende der ersten Halbzeit war der leichte Nieselregen in echten Regen übergegangen. Die Ansprache des Trainers ging an uns allen vorbei. Jeder hatte viel zu viel mit sich selbst zu tun. Jeder leckte irgendwie seine Wunden. Es war eben ein echtes Pokalspiel. Und es kann nur einen Sieger geben.
Der Wettergott war mit uns. Wir kamen wieder raus uns es schüttete aus Eimern. Filigrane Techniker waren nun zur völligen Fehlbesetzung geworden. Es brauchte die sprichwörtlichen Grasfresser, die an der Mittelinie die Grätsche auspacken und erst im gegnerischen Strafraum wieder zum Stehen kamen. 2:3. 2:4. 3:4. 4:4. Gegen Ende der zweiten Halbzeit schluckten wir das 4:5. Praktisch mit dem Schlusspfiff erhielten wir noch einen Elfmeter. Es war immer meine Aufgabe. So auch heute. Vollspann mit Augen zu in die Mitte gehämmert. 5:5.
Ich hörte mittlerweile nichts mehr. In der kurzen Pause vor der Verlängerung wurde meine linke Augenbraue getackert. Ganz ehrlich. Man merkt es nicht einmal. Das Adrenalin läuft dir praktisch in Strömen aus der Nase. Jorgen hatte einen tiefen Cut an der Wade. Ein Grund, warum wenig später Alustollen verboten wurden. Jens sah nichts mehr und musste raus. Hatte eine üble Kopfnuss bekommen und reichlich Dreck und Schlamm in den Augen. Bodo, unsere Torwart-Drohne, sprang derweil wie ein Erdmännchen um uns rum. Er konnte ja noch laufen. Er war völlig aufgekratzt und brüllte in einer Tour, dass wir es ihnen jetzt zeigen werde. Das wir Dithmarscher sind. Das wir kämpfen können. All diese Sprüche. Die restliche Mannschaft lag nach Luft pumpend auf dem Rücken, war beim Doc oder in den Katakomben zum K..ken. Außergewöhnliche körperliche Leistungen gehen immer über den Darm. Deswegen fordert jeder gelernte Trainer vor jeder sportlichen Auseinandersetzung den ausgiebigen Gang zur Toilette.
Wir hielten uns wacker. Der Regen war völlig verstummt. Bis kurz vor Schluss der zweiten Hälfte der Verlängerung stand es immer noch 5:5. Ecke für Kiel. Ich gab dem Schiri ein Zeichen. #Meinereiner stellte sich hinter den linken Pfosten und kotzte sich die Seele aus dem Leib. Olaf kam dazu und auch ein Kieler Recke tat es uns gleich. Es muss ein schier göttliches Bild gewesen sein. Der Schiri ließ uns diese Zeit. Trotzdem fingen wir uns mit dieser Ecke das 6:5. Danach gab es kein Aufbäumen mehr. Wir fingen noch das 7:5 und dieses Spiel fand sein Ende.
Klar hatten wir, hatte ich verloren. Ich saß weinend auf dem Rasen und war völlig am Ende. Ein Kieler Spieler baute sich vor mir auf und bot mir die Hand. Er zog mich hoch. Wir umarmten uns und jeder von uns heulte dem anderen die Tränen der Erschöpfung über Minuten auf die Schulter.
Solch ein Tag. Solche Momente und solch ein Kampf – auch wenn du nicht gewinnen konntest, prägen dich für´s Leben.
#lifeisagame #footballisseroius #winningisahabit #vincelombardi #challengeoflife #aufgebenwidersprichtderaufgabe