Buch: Wie weit willst Du gehen
Edit: Chapter 2.2
Song: Eisbrecher - FAKK
Heute
wieder einen Online-Shop ins Internet gebracht. Online gestellt – gelauncht. WTF – er ist halt da und zu sehen. Ob gut oder schlecht. Ob hübsch oder semi. Ob er funzt oder untergeht. Diese Frage stellte sich mir nicht mehr. Heute nicht mehr. Ich habe es schon so oft getan, probiert und umgesetzt. Da war nur ein ganz kleiner Kick, als ich auf den Enter-Button gedrückt habe. Hallo Welt … #42. Mehr war es nicht …
Wo ist all diese Freude an der Sache geblieben. Was treibt mich trotz allem immer noch an. Warum kann ich nicht loslassen. Warum nicht einfach mal Pause, Stillstand, Ruhe. Warum immer weiter. Egal ob sinnlos oder gar aussichtslos. Alle und jeder sagen: „hat keine Chance“! Und ich mache es trotzdem. Oder gerade deshalb? Warum bin oder wurde ich so?
Kaum hatte ich den Knopf gedrückt, kamen da wieder diese Wichtel aus der Gosse zum Vorschein. Diese Trolle aus dem Internetz. Bekommen selbst nichts gebacken und müssen zu jedem Shit eine Live-Performance ablegen, um zumindest irgendwas abliefern zu können, damit die bezahlten Clicks der Seite und damit die CTR nicht im Nirvana verebben. Na gut - so sei es. Auch ihr habt euch euren Troll-Status hart erarbeitet. Wenn ihr es mit echten Größen aufnehmen würdet, die manipulativ oder gar gesetzeswidrig unterwegs sind, würde ich es evtl. noch verstehen. Aber sich mit einem kleinen Online-Händler anlegen, der in seinem Leben noch nie eine einmal getroffene Entscheidung bedauert hat … könnte böse enden. Beware
Zeitsprung
Wir schreiben das Jahr 1975. Helmut Schmidt war Kanzler (10 Jahre später dufte ich dieses, mein Idol bewachen!), Nicki Lauda wurde Weltmeister und in China starben 200.000 Menschen an einer Flutkatastrophe. Also alles im Lack – die Welt, wie wir sie heute nicht anders kennen.
Soccer is serious: Mir ging das Weltgeschehen damals völlig am Popo vorbei. Für mich zählte nur Fußball. In der Grundschule noch ob meiner Proportionen gehänselt (ich war echt ein fettes Kind), meldete mein Vater mich in unserem Fußball-Verein an. Der ABC-Wesseln. Hochtrabender Claim für eine Dorfmannschaft: Athletik Ballspiel Club. Das Dorf in Dithmarschen hatte grad einmal 1.300 lebende Einwohner … aber den Claim finde ich heute noch absolut cool 😊
Es dauerte nicht wirklich lange, bis ich auch dort Teamleder wurde. Auf Grund meiner Masse konnte ich mich praktisch in jedem „Kontaktsport“ durchsetzen. Ich war ganz sicher nie ein großer Techniker – aber ich hatte eine ultimative Lehre durch meinen Vater indoktriniert bekommen: „Wenn Du den Ball hast, kann der Gegner kein Tor machen“. So simpel die Ansage, so einfach die Umsetzung. „Mein Ball“ war für mich Gesetz. Nach gut 6 Jahren im Jugend-Fußball wurden meine körperlichen und technischen Fähig- und Fertigkeiten um Längen besser.
Karl Valentin
Trainer kommen – Trainer gehen. Heute wie damals. Zum Kinderclub ABC-Wesseln kam damals ein ehrenamtlicher Trainer, der … nennen es wir mal … „anders“ war. Ich weiß bis heute nicht, was diesen Trainer Valentin geritten hat, mich (ausgerechnet mich) zur Sichtung U14/U15 National in Malente anzumelden. Rückblickend betrachtet war es sicherlich nicht mein Talent. Ich hatte zwar mit grad einmal 14 Jahren schon Angebote aus der Umgegend. Aber er wollte wohl einfach ein Zeichen damit setzen. Ein Zeichen in den Niederungen der Geest von Dithmarschen – am Arsch der Heide. Es kam, wie es kommen musste. Ich wurde angenommen und durfte, nach dem erfolgreichen Durchlauf des D-Days in Duisburg mit einem Seesack nach Malente. Ein kleiner Junge, der nichts anderes als Fussi spielen will. Zur Sportschule Malente.
Malente bei Nacht
Ich tat, was ich immer tat. Fußball spielen. Holstein Kiel, St. Pauli, Hamburger SV, Lübeck und Flensburg. Alle hochgehandelten Talente waren da. Und die waren SAUGUT. Ich hatte am ersten Tag in Malente vielleicht 3x (dreimal) in 6 Stunden Training den Ball am Fuß. Ich war am Boden zerstört. Der kleine Junge aus Dithmarschen vom ABC-Wesseln in der großen Welt. WTF ☹ Sicherlich kennen das noch einige von Euch. In so einer Mannschaftsunterkunft gab es Hochbetten im Vier- oder Sechs-Bettzimmer. Und Looser schlafen immer oben. Ich grämte mich in den Schlaf nach diesem ersten Tag und ertrug den Pups-Mief der anderen, der nach oben steigt. Ist somit klar, warum Looser oben schlafen … oder?
Es rüttelte an meinem Bett. Schlaftrunken kam ich zu Bewusstsein. Ich sah die untrügliche Silhouette meines voluminösen Vaters. Ich war beglückt. Ich freute mir ein Loch in den Bauch. Er würde mich hier rausholen – er würde mich mitnehmen. Raus aus diesem Desaster. Ein dunkles „Komm mit“ drang an mein Ohr und mein Vater verließ den Raum schon durch die offene Tür, aus der ein Lichtstrahl der Beleuchtung des Flures in das Zimmer schien. Kurze Zeit später standen wir beide draußen. Ich sehr klein mit Hut. Mein Vater sehr groß mit echtem Hut. Er zündete sich im Widerschein dieser potthässlichen gelben Struktur der Sportschule eine Zigarette an. Er hatte ein wenig was von Bogart --- ich hatte Gänsehaut vor Angst. Mein Dad ergriff das Wort. Kurz – knapp – präzise: „Du bist nicht Hacke-Spitze-Eins-Zwei-Drei. Du bist ein Malocher. Du bist dreckig. Du willst den Ball und holst ihn dir. Das ist dein Talent. Du hast hier keine Freunde – nur Gegner. Tu es“. Klopfte mir kräftig auf die Schulter, trat seine Zigarette aus und ging. Ging einfach weg.
Breakfast for Champion
Ich hatte nicht mehr geschlafen. Beim Frühstück – allein auf meinem Platz – sah ich in die Gesichter der Champs aus den großen Vereinen. Sie lachten über mich. Und ich machte mir jeden zum persönlichen Feind. Hier (wie auch heute in business) gibt es keine Freunde. Der Rest ist einfach nur Geschichte. Ich durfte im Nations-Cup in USA/Kanada für Deutschland spielen und war mit 14/15 Jahren auf meinem persönlichen Zenit in Sachen Fußball. Die Knie machten nicht mit – dadurch war der Bereich Profi-Fußball, trotz Vorvertrag Wolfsburg, recht schnell gegessen. Aber diese Malente-Message habe ich bis heute umgesetzt. Eines der Highlights in meinen jungen Jahren. Es braucht einen Mentor, der weiß, wie die Murmel läuft!
Tenor: Mut ist >> wenn das Erreichen deiner gesteckten Ziele dir so wichtig ist, dass du keine Zeit und Lust hat, dich mit der Angst zu beschäftigen <<.
Danke Dad – R.I.P * Dein Sohn
Einschub: Gut 30 Jahre später war ich mit einem Zögling, dessen Trainer ich dann sein durfte, wieder zu den D-Days in Duisburg. Der Junge war mindestens 300% besser, als ich es je war. Geloost hatte er nur, weil er sich nicht unterordnen wollte. Beim Teamsport geht es aber nur um das Team. Und für dieses Team bringst Du deine beste Leistung und ordnest dich dementsprechend ein.
Schade Anton: einmal zum Training auf deine Basecap verzichten ... Lewandowski wäre heute dein Fan :-(