Der Wegpate
Es liest sich wie „Schildbürger“ - ist aber doch irgendwie anders. Aber der Reihe nach:
Ab um / bei 2013 durfte ich die wirklich geniale Natur der Niederungen der Dhünn in Leverkusen (Ortsteil Schlebusch) mit meinem Hund erkunden.
Naturbelassener Wald und ein Fluss ohne Begradigungen. Was umkippt, kippt halt um und wenn die Dhünn mal überläuft, wird an den Rädern der Dhünn-Talsperre gedreht und alles ist wieder glatt.
Wenn ich aus dem Haus komme, bin ich genau 650m vom Eingang entfernt und befinde mich im Bergischen Land. Genau dort, wo andere Urlaub machen. Joggen, Mountainbiken, Kanu oder einfach nur Wandern über Hunderte Kilometern ist ein absolutes Goodie hier im Ländle. Grad einmal 7km von der Bayer-Chemie und auch nur 18km vom Kölner Ringen entfernt.
So um 2015 kam irgendein Jung-Sozi auf die Idee, doch noch einen Mehrwert in Sachen Tourismus zu erfinden. Wegweiser von der Dhünntal-Sperre in den Rhein sollen den Fahrradweg wie auch den Wanderweg säumen und für eine klare Zielführung sorgen.
Man kann von über „schön“ bis „sinnlos“ - sicherlich „hässlich“ bis „notwendig“ geteilter Meinung sein. Sicher ist, dass diese Brocken mit Kilometerzahl bis zur Mündung in den Rhein ein Heidengeld gekostet haben. Man (n) spricht von 2.800 Euronen pro Klotz. Na gut - wenn´s schee´ macht!
Auch hier, an meinem Wohnort, stehen diese hässlichen Klopper in der Gegend rum. Wenn ich in den Weg zur Dhünn einbiege = 6,9 km. Wenn ich am Flusslauf ankomme (6,8km). Wenn ich die kurze Strecke am Fluss überwunden habe stehen dort 6,6km. 200m weiter noch ein Findling mit 6,5km. Also an der Zahl vier von diesen Findlingen auf guten 500m, um dem geneigten Wandersmann oder Radfahrer den Weg zu zeigen. Mal abgesehen davon, dass wir heute GPS in jedem Handy haben? Aber was soll´s …
Soweit – so gut
Bei diesem 250m Stück an der Dhünn entlang spricht man gemeinhin vom Dhünndeich. Es ist nicht nur ein Trampelpfad. Es ist, grad auch durch die Eingabe der Stadt, ein durch hässliche Betonpoller geführter Rad- und Wanderweg durch meine Region. Schulklassen, die Pfarrgemeinde, Pendler und Gassigänger mit Pelztieren nutzen diesen Weg tagtäglich zu Hunderten stündlich.
Nun hat es sich die Stadt Ende Februar 2019 zur Aufgabe gemacht, diverse Bäume an diesem 300m langen Dhünndeich zu fällen, zu zerstören oder auch nur zu kappen. Dafür wurde schweres Gerät aufgefahren. Ein langer Fahrweg mit Stahlplatten wurde errichtet, damit die großen Maschinen zu Werke gehen konnten. Der Sinn der Unternehmung ist bis heut nicht klar, da die gleichen Bäume mit der gleichen Dicke oder Jahreszahl (eben echt alte Bäume) auf der anderen Flussseite im Wald einfach umfallen können.
Natürlich gab es einen Aufschrei der NABU, der Grünen, der Anwohner und Pilger. Natürlich war das einfach nur Nonsens und selbst nach der Deadline 01.03. (Nistzeit der Vögel) hat die Stadt die Nummer durchgezogen. Vier wirklich schöne und große Bäume sind weg ---- zwei sind aus wahrscheinlich Zeitgründen nur gestutzt worden.
Schildbürger vs. Wegpate
Ab dem 01.03.19 wurde die Stadt mit diversen Klagen belegt. Die Stadt hat aber auch ohne Genehmigungen weiter abgeholzt, gerodet, klein gemacht, zerstört. Der Aufschrei in der Gemeinde wurde immer größer und lauter.
Und irgendein Sesselfurzer hat sich dann gedacht: machen wir den Weg (250m) doch einfach mal zu. Also dicht. Ende Gelände – nichts geht mehr. O-Ton: „Wegen Astfall akute Gefährdung – kein Durchgang – gesperrt!“ Die Stadt hat kurzerhand am Anfang und am Ende der 250m Strecke Stahlzäune errichtet, um diesen ausgewiesenen Wander- Pilger- und Fahrradweg zu schließen.
Hmmmm – 250m weiter stehe ich mitten im Wald. Hier steht kein Schild. Hier kann ich ebenso erschlagen werden. So dachte auch der Waldpate. An diesen stählernen Hindernissen stand keine zwei Tage später: „Ich werde mich kümmern – Euer Wegpate“!
Mehr dazu unter: [ Wegpate ]
Wir sprechen nunmehr über knapp 8 Monate. Immer wieder rückt schweres Gerät an – der 250m Weg wird einfach zugemacht. Mittels Trennschleifer und roher Gewalt macht der Wegpate das Ding wieder auf. Die Stadt schickt Bagger mit großen Steinen, um den Weg unpassierbar zu machen. Der Wegpate hebelt die Dinger weg und gut ist. Alle 6-9 Tage geht das Spiel von vorn los. Die Kosten scheinen hier völlig egal. Die Stadt macht den Weg zu – der Weg wird frei gemacht. Es ist ja auch völlig sinnlos, weil 3 Meter weiter nach der Sperrung kannst Du auf 3 Hektar jede Minute von einem Baum/Ast erschlagen werden … ???
Wir Anwohner grüßen uns auf dem Weg zur Dhünn mittlerweile mit dem Slogan: „Is auf?“
TENOR:
Grad als Ex-Bulle stehe ich dem Prinzip „sozialer Ungehorsam“ zwiespältig gegenüber. Aber in diesem Fall würde ich gern die nächste Wache übernehmen. Pfeifen Sie einfach Herr Wegpate ...
Was für ein Bullshit… ???