Es ist halt, wie es ist. Völlig egal, wo und wann ich auf diesem Planeten einfach mal „lustwandle“ - diese wirklich von mir liebevoll genannten >>lost&found<< Typen finden mich.
Es mag an meiner Neugier oder aber meiner Gier nach Leben liegen. Evtl. an meinem Karma oder einfach Zufall/Bestimmung. Right place - right time!
Prolog:
Ich stehe gen 19h vor dem Hotel und rauche entspannt eine Zigarette. Junger Mann und extrem hübsche Frau streiten sich lautstark auf Russisch. Interessiert schaue ich rüber. Klar - zuerst die Frau gescannt aber letztendlich dann zum Kerl geblickt, weil dessen Mimik, Gestik und Körpersprache der eines geprügelten Hundes gleichkam.
Wir kamen, was auch sonst, ins Gespräch.
Tenor der Diskussion war recht simpel: Er wollte noch einmal Berlin bei Nacht erleben (letzter Abend); Sie war zu besoffen und wollte … naja … lieber kuscheln 😊
Ich habe den beiden dann die - meiner bescheidenen Meinung nach - besten Ecken von Berlin erklärt und habe mich dann wieder innig um meine vielen Mitreisenden gekümmert.
Zeit im Raffer:
Gegen 21h stehe ich wieder draußen - der junge Mann (Jason - grad einmal 23 Jahre alt!!) war allein und sichtlich angefasst.
Das folgende Gespräch ergab: Er ist gebürtig aus USA (Kalifornien) und war als US-Soldier in Kuwait und Irak dabei. Special Forces --- all dieser Kram.
Das hatte ihn gebrochen - wen nicht! Wenig später wurde er entlassen. Nichts ging mehr! Er machte „Urlaub“ in Moskau, da er über seine migrierten Eltern recht gut Russisch konnte. Und trifft da (ganz offensichtlich!!) Miss Moskau!
Die beiden hatten eine schöne Zeit - alles ist toll. Aber er muss arbeiten. Hat nichts anderes gelernt außer dem Dienst an der Waffe und verdingt sich als Contract-Soldier (Söldner) bei einem namhaften US-Sicherheitsunternehmen.
Wieder knapp 6 Monate in Saudi-Arabien zur Sicherung der Ölfelder eingeteilt. In einem Schusswechsel mit Partisanen xyz Kameraden verloren und 2 Police-Officers vor dem Kugelhagel in ein Auto gerettet. Natürlich konnte ich bei dem Thema Police-Officers mitreden! Und trifft sich dann, danach, mit Miss Moskau für ein 3-Tage-Date in Berlin!
Szenenwechsel:
Es bricht aus ihm raus. All der Frust, die Erinnerung, die Schmerzen und das Nicht-Vergessen-Können! Jason krallt sich an mir fest und ergießt seine „Heul-Attacke“ an meiner Schulter. Er kann nicht mehr stehen und wir beide gehen Arm in Arm in die Knie. Das ist post-traumatisch!
Ende der Berliner Luft:
Wir haben „seinen“ Frust gemeinsam in Wodka ertränkt. Ich habe ihn gegen 4h sicher zu seinem Zimmer mit Miss Moskau geleitet. Dort - an der Tür - habe ich die Verantwortung von mir geschoben.
Ich weiß nicht, was aus dieser Verbindung zwischen kalifornischem Soldier und Miss Moskau wird. Ist aber auch nicht mein Zimmer.
Mein Zimmer ist es aber, diese Welt ein ganz klein wenig besser zu machen. Jeden Tag - auch wenn ich nur zuhöre! Weil grad ich weiß, wie es ist, eine Waffe und damit Verantwortung zu tragen! Jeden f^^^^^g day!
Semper fi - Jason ☹